Diskussionen um Bargeld-Abschaffung: Welche Hintergründe existieren?

Die aktuell geführten Diskussionen über eine Abschaffung des Bargelds erhitzen nicht selten die Gemüter. Die Zeit hat in einem jüngst veröffentlichten Artikel (http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-03/bargeld-abschaffung-zinsen-konsumverhalten-oekonomie?xing_share=news) einmal einen sehr interessanten Gastkommentar zu diesem Thema herausgebracht. Hiernach sollte die Bargeldabschaffung – sofern sie denn kommt – grundsätzlich nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Denn obwohl einige ökonomische Gründe sicherlich dafür sprechen (z. B. die Eindämmung von Schwarzgeld, die Kosten der Produktion etc.), gibt es kulturelle und emotionale Gründe, die in die Überlegungen mit einbezogen werden sollten. 

Bargeld ist für viele Endverbraucher Ausdruck von Unabhängigkeit

Bargeld in der Tasche bedeutet Unabhängigkeit: Der Nutzer ist nicht angewiesen auf Technik wie z. B. Kartenleser, oder auf Infrastruktur oder bestimmte Orte. Ware wird gegen Geld getauscht und das Geschäft ist abgeschlossen – keine Abrechnung, die Wochen später kontrolliert werden muss oder ggf. Gebühren, die zusätzlich anfallen. Das Geld ist direkt weg und wird nicht später (in einem vielleicht ungünstigen Moment) vom Konto abgebucht. Die Zahlung mit Bargeld ist somit für viele Menschen einfacher verständlich, unkomplizierter und damit einfacher überschaubar. Nicht zu vergessen: Der Umgang mit Bargeld ist auch persönlicher, denn niemand erfährt beispielsweise von einem Arzt- oder Bordellbesuch oder dem Kauf von Waren, der eigentlich nicht bekannt werden soll. 

Elektronischer Zahlungsverkehr hinterlässt Spuren

Alles, was nicht mit Bargeld bezahlt wird, hinterlässt Spuren, die ggf. von anderen nachverfolgt oder ausgewertet werden können. So erfassen Kreditkartenunternehmen beispielsweise Menge, Beträge und / oder Produktkategorien von gekauften Waren. Aus diesen Daten lassen sich Haushaltsgröße, Art der Lebensführung etc. ablesen – dies kann bis in sehr persönliche Bereiche vordringen, z. B. wenn geschlechtsspezifische Produkte (Kondome, Rasierklingen etc.) nicht mehr oder vermehrt gekauft werden. Werden oft alkoholische Produkte gekauft? Unternehmen reagieren mit der entsprechenden Werbebotschaft an den Kunden, beispielsweise Kinder- oder Gesundheitsprodukte oder alternative Produkte zu häufig gekauften Waren. Die Preisgestaltung, gezielte Werbung und Sortimentsgestaltung fußen auf solchen, gesammelten Daten der Kunden und deren realem Einkaufsverhalten. Letztlich fußen sogar Kreditscore und damit die Kreditwürdigkeit auch auf diesen Daten. Dieses sogenannte Konsum-Tracking ist nicht jedem Kunden recht und auch dies sollte bei Gedanken zur Abschaffung oder Einschränkung des Bargelds bedacht werden. 

Transparenz durch bargeldlose Wirtschaft

Die oben beispielhaft beschriebenen Datenermittlungen werden natürlich noch viel ausführlicher und weitreichender erhoben. Die Datenmengen erreichen bereits bis heute in ihrer Gesamtheit eine Datenflut, die kaum noch intransparente / persönlich-private Lebensverhältnisse zulassen. So werden z. B. auch Wohnadresse, Häufigkeit der Umzüge, Wohngegend, Partner, finanzielle Verhältnisse etc. aufgezeichnet. Viele Verbraucher sind mittlerweile sensibel genug und haben Zweifel, ob diese fast völlige Transparenz wirklich gut ist. Datenmissbrauch und Datendiebstahl bzw. der Verkauf von persönlichen Daten treten in unserer Gesellschaft weit häufiger auf, als vielleicht zu vermuten wäre. Wenn sich mehr und mehr Menschen entschließen, diese Daten nicht freiwillig preiszugeben und das Bargeld trotzdem per Erlass abgeschafft wird, werden sich sehr wahrscheinlich regionale Währungen oder andere Formen des Tauschhandels ausbilden. Beispiele hierfür gibt es schon: Bitcoin hat den Anfang gemacht, die neue Kryptowährung OneCoin setzt mittlerweile neue Maßstäbe in dieser Hinsicht. Wohin die Reise geht, kann heute noch nicht sicher prognostiziert werden – doch macht es Sinn, sich die Abschaffung des Bargeldes von Seiten des Gesetzgebers her sehr gut zu überlegen.

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